Stefan Egerer nimmt Abschied
Nach 35 Jahren verabschiedete sich der 1983 in Ansbach geborene und dort aufgewachsene Stefan Egerer vom Leistungssport und auch vom TSV 1860 Ansbach, dessen Leichtathletikabteilung er seit 1989 angehörte. Gerade auf der Marathondistanz hatte er sich seit dem Jahre 2005 einen sehr guten Namen gemacht und ist aktuell auch Kreisrekordhalter.
Egerers sportliche Laufbahn beim TSV Ansbach begann wie bei vielen Kindern seines Alters mit dem klassischen Dreikampf, bestehend aus dem 50m-Sprint, Weitsprung und Ballwurf. Damals durfte der Leichtathletiknachwuchs bereits im jungem Kinderalter um Siege kämpfen. Man legte jedoch auch ein Augenmerk auf eine gewisse Grundlagenausdauer und so gehörte die Crosslaufserie des Kreises Ansbach für alle laufwilligen Athleten zum Pflichtprogramm. Hier war es sein Trainer Hans Seeger, welcher ihm über Jahrzehnte hinweg begleitete. In den frühen neunziger Jahren lief Egerer dann immer längere Distanzen, natürlich bei Crossläufen, doch auch immer mehr auf der Straße.
Um die Jahrtausendwende bildete sich beim TSV Ansbach unter Hans Seeger eine sehr leistungsstarke Nachwuchslaufgruppe hinaus. Im Team mit Hannes Patzke, Lukas Rupprecht, Tobias Seiferlein und später auch Christian Häupler konnte sich auch Egerer zu höheren Leistungen motivieren und die damals weissschwarzen Trikots des TSV waren bei bayerischen Meisterschaften, sei es im Stadion oder im Schlamm der Crossläufe, oftmals vorne zu finden. Seit den Jahre 2006 rückte für Egerer jedoch die Marathondistanz in den Vordergrund. Mit einer Zeit von 2:49:28 Std. setzte er in Berlin eine erste Duftmarke und vierzehn Marathonrennen sollten bis 2016 folgen, davon allein zehn weitere in der Bundeshauptstadt - dort immer mit Jahresbestzeit. Außer in Berlin lief Egerer zweimal in Hamburg, einmal in Rotterdam und einmal in Würzburg, wo er Rang fünf belegte. Seit 2008 wuchs beim TSV mit seinen Vereinskollegen Matthias Henninger, Stephan Malinger und Heinz Voerste ein starkes Marathonteam heran, welches für Furore sorgen sollte. Bereits im Jahre 2009 zeigte sich, wohin der Weg führen sollte. Nachdem sein Vereinskollege Paul Sichermann bei seinem Sieg in Würzburg den Kreisrekord des ebenfalls den TSV Ansbach angehörenden Mikko Rieger um reichlich eine Minute auf 2:30:01 Std. verbesserte, ließ Egerer mit einer Zeit von 2:31:02 erstmals aufhorchen. Im Jahre 2012 war es dann dann soweit. Mit seinen 2:29:27 Std. verbesserte Egerer Sichermanns Rekord um 28 Sekunden. Eine geschlossene Mannschaftsleistung von Egerer, Henninger und Malinger brachte ein Jahr später weitere Erfolge hervor.
In der Vorbereitung auf den Berlin-Marathon 2013 verbesserte dieses Trio in Budapest zunächst auf der Halbmarathondistanz den acht Jahre alten Mannschaftskreiskord des TSV Ansbach (Paul Sichermann, Mikko Rieger, Thomas Heumann) um vier Minuten, auch dank Egerers Bestmarke von 1:12:45 Std. In der Bundeshauptstadt klappte dann alles. Egerer verbeserte seine Rekordmarke um über eine Minute auf 2:28:07 Std. und das Rekordtrio von Budapest unterbot auch den 29 Jahre alten Marathon-Kreisrekord des TV Rothenburg um über vier Minuten. Zweimal knackte Egerer dann nochmal die 2:30-Stunden-Marke. Im Jahre 2015 verfehlte er mit 2:28:57 knapp seinen Kreisrekord und ein Jahr später im letzten Marathon seiner hochleistungssportlichen Laufbahn verbesserte er diese Bestmarke, nunmehr im aktuell grünen Trikot seines Vereines, auf 2:27:50 Std. Dahinter stehen seine weiteren Bestmarken etwas zurück- Über 10 km hat er Zeit von 33:03 min zu stehen "und auf der Bahn bin ich nie wirklich fokussiert gelaufen", hier sind es 8:59 über 3000 m und 16:04 min über 5000 m.
Beruflich und auch familär hat es ihm zwischenzeitlich nach Regensburg verschlagen und inzwischen ist Egerer auch zweifacher Vater. Auch aufgrund der mit zahlreichen Auslandsreisen verbundenen beruflichen Belastungen lies es Egerer nunmehr ruhiger angehen, war aber immer mal wieder am Start von Laufveranstaltungen zu finden. Eine langwierige schwere Erkrankung, verbunden mit einer fünfmonatigen stationären Behandlung, bewegte Egerer nun dazu, sich vom leistungsorientierten Sport und auch vom TSV Ansbach zu verabschieden. Der 40. Feuchtwanger Crosslauf, dort, wo in Kindesalter auch seine Laufkarriere begann, bot dazu die richtige Bühne, unabhängig von Platzierung und Zeit. Wobei: langsam war er nicht gerade mit seinen 11:59 min über die recht schweren 2,6 Kilometer und seinen dritten Platz bei den Männern.
Ganz wird Stefan Egerer der Laufszene nicht verloren gehen. Er gehört einen Regensburger Charity-Laufverein an und wird, wenn es die Gesundheit erlaubt, immer mal wieder unterwegs sein, jedoch nicht mehr leistungsorientiert. Sein Dank geht rückwirkend an alle Wegbegleiter beim TSV Ansbach, seine Teamgefährten und vor allem an seinen langjährigen Trainer Hans Seeger.
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